Die ersten Tage in meinem Projekt

24.01.2013 23:19

 

Heute ist schon der 25. Januar( Hier ein Feiertag), seit dem Arrivel-camp in Bangalore sind nun schon acht Tage vergangen. Ich habe so viel zu tun, dass ich gar nicht zum schreiben komme und so einfach ist das auch gar nicht, da ich kein Internet habe. Aber erst mal von Anfang:
Von Bangalore steigen Katja, Sophie und Ich mit Sashikala, unserer Mentorin, in einen Zug nach Mysore. Der Zug hat keine Fenster, sondern Gitter und die Türen sind während der ganzen Fahrt offen, sodass der Fahrtwind einem ins Gesicht pustet. Wir sitzen in einem sog. Frauenabteil und werden, wie fast überall, von den Inderinnen in ihren bunten Saris gemustert. An uns zieht eine atemberaubende Landschaft vorbei. Überall sind Palmen und Reisfelder, hin und wieder ein Fluss und überall auf der Strecke stehen irgendwelche Menschen herum. Es ist unglaublich selbst an den abgeschiedensten Orten läuft plötzlich wieder ein Inder vorbei. Als die untergehende Sonne langsam alles in sanftes orangefarbenes Licht taucht, stehe ich an der offenen Zugtür und sehe, wie sich Mysore nähert. Mysore meine neue Heimat für die nächsten 12 Monate. In Mysore angekommen müssen wir uns, mit dem Gepäck, durch eine Menschenmasse eine Treppe hoch kämpfen. – Dann sitze ich alleine mit Sister Alice in einem Auto zu meinem Projekt. Nun bin ich wirklich das erste mal auf mich gestellt. Während wir die Stadt hinter uns lassen schwirren viele Fragen durch meinen Kopf. Wie wird es mir hier ergehen? Wo fahren wir hin? Was soll ich sagen? Werd ich das alles überhaupt schaffen? Wie werden die anderen Freiwilligen sein? Und wie mein Projekt?...
Nach einer 40 min Fahrt kommen wir in einem kleinen Dorf vor einem Haus mit dem Schriftzug Sumana an. Wir sind da. Als ich aussteige werde ich sofort von einer Scharr Kindern umringt. „Good evening Akka, what is your name?” “Akka, Akka”. ( Akka heißt soviel wie große Schwester und alle älteren Mädchen werden so genannt.)Ich bin etwas überrumpelt und werde von den Kindern ins Haus gezogen, die alle meine Hand halten wollen. Clara, die andere Freiwillige, begrüßt mich nun auch und ich bin froh jemanden zu haben der mir alles zeigen kann. Das Projekt Gelände besteht aus zwei Häusern. Im ersten ist ein Raum für die 9 Kinder, die hier wohnen, Clara und Andrea, die andere Freiwillige aus Österreich, haben ein Zimmer zusammen im ersten Stockwerk. Ich schlafe bis Andrea nächsten Monat fährt noch im Zimmer von Sister Retti, direkt neben den Kindern und Sister Alice im Erdgeschoss. Durch einen kleinen Garten, indem eigentlich alles Essbar ist, geht man dann auf das zweite Gebäude zu. Hier ist die Küche mit einem kleinen Essenraum und daneben ein großer Raum zum Spielen und für Versammlungen des Frauen Projektes. Alles ist mit einer Mauer umzäunt. Ich sitze mit den Kindern, die zwischen 7 und 13 Jahre sind, wobei ein Mädchen schon 17 ist, im großen Raum und werde ausgefragt. „ Wie heißt du? Wo her kommst du? Wie heißt dein Vater? Wie heißt deine Mutter? Hast du Geschwister? Kannst du ein Lied singen? Tanzt du mit uns? Probier mal dies und probier mal das. Die kleinen Hände ziehen mich von einer Sache zur nächsten und ich weiß gar nicht recht wie mir geschieht. Aber die Kinder sind echt süß und die meisten können sogar recht gut Englisch sprechen. Clara und Andrea retten mich schließlich aus der Mitte der Kinder und zeigen mir die Dachterrasse. Es ist wunderschön hier oben. Wir setzten uns in die nun kühler werdende Abendluft, reden und schauen uns die Sterne an, die man hier gut sehen kann, da wir auf dem Land leben, ziemlich ab von Schuss und genießen die Ruhe nach der lauten Stadt. Das könnte einer meiner Lieblingsplätze werden glaube ich. Total erschöpft lege ich mich nach dem Abendessen auf mein Bett. Es ist ziemlich hart, (sogar härter als meins zu Hause und das will was heißen). Der Strom ist gerade ausgefallen, deswegen muss ich meine Taschenlampe aus dem Koffer kramen. Wir haben immer nur ein paar Stunden am Tag Strom. Nun plötzlich alleine im Zimmer fühle ich mich etwas einsam auf der einen Seite, aber es ist auch entspannend mal wieder für sich sein zu können auf der anderen Seite. Hier werde ich also das nächste Jahr wohnen...
Um 6:20 werde ich von Hunden geweckt, die so lange weiter bellen, bis sie etwas zu Essen bekommen. Das ist jeden Morgen so erfahre ich von Clara und Andrea. Mit ausschlafen ist hier wohl nichts. Ich dusche mit kaltem Wasser, warmes gibt es nicht und gehe zum Frühstück. Es gibt Reis mit Dal, eine Banane und natürlich Chai. Clara, Andrea und Ich essen an einem Tisch zu dritt, Frühstück und Abendessen. Während die Kinder meistens nach uns auf dem Boden neben dem Tisch essen. Da kommt man sich schon irgendwie komisch vor. Um 9:00 geht es los in die Schule. Sister Alice fährt uns heute ausnahmsweise mit dem Auto zur Schule. Die neun Kinder und wir quetschen uns ins Auto, das ist schon was anderes wie in Deutschland ;). Die Kinder fangen plötzlich „Heyo Spann den Wagen an“ zu singen. Sehr süß. Und ich genieße die Fahrt. In der Schule werde ich wieder von einer Kindertraube umringt und die selben Fragen werden gestellt. „Good morning Miss, what is your name?“…Die Schule ist recht groß. Es gibt sieben Klassen, die wir alle unterrichten. In einer Klasse sind durchschnittlich 35 Kinder glaub ich. Ziemlich viele Kinder, die man unter Kontrolle halten muss, finde ich. Zuerst stelle ich mich in jeder Klasse vor und helfe dann Clara und Andrea beim unterrichten. Dabei fällt mir auf, das die Kinder alle unterschiedlich gut Englisch sprechen können und es deswegen etwas schwierig ist alle anzusprechen. Außerdem ist es sehr schwer alle Kinder ruhig zu halten, da wir den Stock, der von den anderen Lehrern benutzt wird auf jedenfall nicht benutzten werden! Schule geht jeden Tag bis um vier Uhr mit einer 45min Mittagspause. Ein richtiger Arbeitstag, daran muss ich mich erst einmal wieder gewöhnen. Aber es macht mir spaß die Kinder zu unterrichten, auch wenn es manchmal echt anstrengend ist und auch frustrierend, da nicht immer alles so klappt wie man sich das wünscht. Nach der Schule fahren Clara und ich noch nach Mysore in die Stadt. Sie zeigt mir ein bisschen die Stadt. Ich mag vor allem die Mysore Market. Es scheint mir so als würden tausend verschiedene Früchte und Gemüsesorten verkauft werden, von denen ich nur die Hälfte kenne. Buntes Farbenpulver, Schmuck, vor allem Bangels, Sandelholzseife und Öle , für die Mysore berühmt ist usw.
Jetzt bin ich wohl im „richtigen Indien“ angekommen. Ich nehme alles nur halb wahr, da es so viel ist...ein Überflutung der Sinne denke ich. Mit dem letzten Bus, um neun Uhr, fahren wir, nach einem leckeren indischen Essen ( Essen gehen ist so billig hier) in unsere Dorf zurück.
So das waren meine ersten beiden Tage in meinem Projekt. Jetzt wisst ihr ungefähr wo ich gelandet bin. Mir geht es super, auch wenn ich euch langsam vermisse.